Mittwoch, 14. November 2018
CERN in Genf und Mailand
Nach einem hervorragendem Frühstück ging es zum CERN. Jede Person, die "Illuminati" (Buch von Dan Brown) mit Tom Hanks gesehen hat, wird sich erinnern. Das ist da, wo das Gottespartikelchen abgefüllt wurde.

[Ausstellungspavillon zu den Elementarteilchen]

Seit 1957 wird im CERN experimentiert. Das erste Experiment wurde 1957 gestartet, das Synchrocyclotron (SC).

[Erstes Experiment am CERN - das Synchrocyclotron. Es experimentierte von 1957 bis 1990.]
1990 wurde es abgeschaltet und ist nun das einzige Experiment, das man sich ansehen kann. Alle anderen früheren Experimente sind in Betrieb, da sie gebraucht werden, um die Teilchen zu Beginn zu beschleunigen. Wie bei einem Auto kann man auch hier nicht gleich in den 5. Gang schalten, man braucht eine langsamere Beschleunigung. Für diese Beschleunigung werden weiterhin die Vorgänger-Experimente des LHD benutzt.

Die Teilchen des Zerfalls werden in drei verschiedenen Systemen detektiert. Eines davon ist ATLAS. Hier ein Teil des Supraleiters (auch Niob-Titan).

[Supraleiter von ATLAS]
Im ATLAS kann man durch eine Glasscheibe noch einen Blick in Kontrollraum werfen. Die Experimente werden Tag und Nacht übewacht.

[Kontrollraum von ATLAS]
Und inzwischen gab es ja auch den Nobelpreis für die Bestätigung des Higgs-Bosons, die höchste Krönung wissenschaftlicher Forschung.

Dann ging es von Genf über Frankreich in Richtung Mailand. Der Weg führte vorbei an steil aufragenden Bergen, ein Flüsschen schlängelte sich neben der Autobahn dahin.

[richtige Berge]

Und nun fuhr ich auch an den schneebedeckten Berggipfeln vorbei.

[schneebedeckte Gipfel]

Dann kam ein Parkplatz mit Blick auf den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc.

[Mont Blanc]

Leider war seine Spitze wolkenverhangen. Deshalb hier eine Skizze, wie es eigentlich hätte aussehen können:

[Skizze Mont Blanc]

Dann fuhr ich durch den Mont-Blanc-Tunnel: ich fuhr in Frankreich hinein und kam in Italien wieder heraus. Dann ging es weiter durch die Alpen. "Durch die Alpen" ist hier wörtlich zu verstehen: 3000 m Tunnel, 500 m Brücke mit Alpenpanorama, 2500 m Tunnel, 1000m Brücke, ... So ging es abwechselnd weiter, bis das Aoste-Tal hinter mir lag und es flacher und flacher wurde.

Dann hinein nach Mailand. Glücklicherweise gibt es Navis. Hier hatte ich mir ein Parkhaus ausgesucht, dass in der Nähe meiner Unterkunft lag. Durch engste Gassen (wahrscheinlich normale italienische Stadtstraßen) fand ich das Parkhaus. Natürlich konnte der Parkwächter kein Englisch, aber wir haben es irgendwie hinbekommen, dass er mir eine Parkbox im Parkhaus überließ. Interessant ist, dass Einheimische Ausländern gegenüber immer lauter werden, wenn diese nicht gleich verstehen (habe ich in Deutschland auch schon beobachtet). Hier in Italien gab es an Lautstärke dann noch einmal den Italien-Bonus. Egal, Auto steht nun im Parkhaus, Mailand - ich komme.

Aber so einfach wie gedacht war es dann doch nicht mit "Mailand - ich komme". Ich hatte via booking.com ein Apartment gemietet. Als ich dann vor der Tür stand, machte niemand auf. Ein Hausmeister hat auf italienisch noch versucht, mir zu helfen, aber es half nichts. Also die Telefonnummer angerufen. Dann erscholl durch den Hörer wüstes Geschimpfe. Ich wäre zu spät und nun könne ich das Apartment nicht mehr haben (natürlich war die Miete schon abgebucht). Ich habe immer wieder versucht, die Frage anzubringen, wie ich das Zimmer denn nun beziehen könne, aber immer wieder kam nur ein wüster Schwall von Beschimpfungen. Mir schwante langsam, dass das wohl mit der Unterkunft nichts wird. Auf meine direkte Frage, ob ich das Zimmer denn nun haben könne, haben sie verneint. Und die Frage, ob sie mir weiterhelfen können, haben sie gar nicht beantwortet, sondern nur wieder mit Beschimpfungen reagiert. Tja, willkommen in Italien.

Aber ich will nicht alle Italiener über einen Kamm scheren. Schlechte Beispiele von Gastfreundschaft gibt es schließlich auch bei uns. Und es nahte Hilfe. Alle Gewerbetreibenden um die Lokalität herum haben natürlich mitbekommen, was da abging. Und hier möchte ich eine Lanze für die Mailänder brechen: Im Geschäft nebenan wurde mir sofort geholfen. Sie haben ein Hotel in der Nähe via Internet für mich herausgesucht und, als diese nur italienisch sprachen, für mich dort angerufen und ein Zimmer klar gemacht.
Nachdem ich wieder etwas klarer denken konnte, habe ich mich umgeschaut. Es war ein kleiner Schmuckladen mit lauter Unikaten. Die Verkäuferin bestätigte mir, dass sie mit Mutter und Schwester den Schmuck herstellt und in dem Laden verkauft. Also: falls irgend Jemand von Euch mal in Mailand in der Nähe der Scala ist, schaut in der Via Madonnina 13 bei Tità vorbei und sagt danke für ihre Hilfe am 13.11.2018. Und schaut Euch im Laden ruhig um, es lohnt sich.

Also hin zum neuen Hotel. Und nach einem ersten Durchatmen ging es in das nächtliche Mailand. Natürlich habe ich erst einmal geschaut, wo ich morgen in die Oper gehe.

[Scala in Mailand]

Direkt gegenüber der Scala steht ein Denkmal von Leonardo da Vinci.

Das passt natürlich zu dem da-Vinci-Museum in Amboise (an der Loire - meine Bretagne-Reise im letzten Jahr), wo da Vinci seine letzten Lebensjahre verbracht hat.

Eine Straßenecke weiter war dann auch der Mailänder Dom zu bestaunen.


Und dann habe ich mir in der Nähe meines Hotels ein Abendessen gegönnt. Ravioli auf einem Tomatenbett mit selbstgemachtem Pesto. Dazu Wein und Tiramisu und Espresso, alles zu sehr moderatem Preis bei bestem Geschmack. Dieses Restaurant hätte ich nie gefunden, hätte ich nicht das neue Hotel gehabt. Also habe ich mich mit Mailand wieder versöhnt.

Außerdem musste ich beim Essen an meine Oma denken, sie hätte heute Geburtstag (Hier mein derzeitiges Buch als Tipp für alle Geburtstagskinder da draußen heute und in den nächsten Tagen: Sean Brummel "Einen Scheiß muß ich").

Morgen ist Mailand-Tag: ein Besuch beim letzten Abendmahl ist gebucht. Und abends gibt es in der Scala "Elektra" von Richard Strauss.