Mit dem Zug ging es nach Essen. Zuerst im alten Teil der Stadt zum Dom.
[Dom in Essen]
Wenn man hineingeht, kommt man in einen wunderschönen Innenhof und es ist schlagartig ruhig. Im Dom ist die älteste Madonnenfigur nördlich der Alpen zu bestaunen, die goldene Madonna.
[Goldene Madonna]
Weiter ging es zum ältesten, noch vom Stadtkern übrig gebliebenen Gebäude der Innenstadt (da Thyssen und Krupp quasi in der Altstadt waren, wurde die ganze Altstadt im zweiten Weltkrieg zerbombt), der Synagoge. Von 1910.
[Synagoge von Essen]
Innen ist heute ein Jüdisches Begegnungszentrum und man kann sich die Synagoge anschauen.
[Innenraum der Synagoge]
Über eine ausführliche Audioguide-Führung konnte man sich über alles rund um die Synagoge informieren. Sie hatte übrigens eine Orgel. In der Jüdischen Gemeinde wurde dies schon zu Beginn kontrovers diskutiert und die Befürworter nannte man die Örgler und die Gegner die Nörgler.
Die nächste Station war das Museum Folkwang.
[Museum Folkwang]
Da der erste Museumsdirektor mit Beginn des Essener Kunstvereins ab 1904 zeitgenössische Bilder erworben hat, gibt es hier eine umfangreiche Sammlung von Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Nolde, Pechstein, Marc, Feininger, Mondrian.
Aber auch von davor: Gauguin, van Gogh, Monet, Manet, Renoir,
[Monets Seerosenteich - Seit ich vor zwei Jahren auf dem Weg in die Bretagne am Seerosenteich von Monet Pause gemacht habe, mag ich die Seerosenbilder noch lieber.]
und von danach: Rothko, Warhol, Uecker.
Dann war es nach einer kleinen Kaffeepause Zeit für die bereits vorher gebuchte Führung durch das Aalto-Theater.
[Aalto-Theater - vorn der Eingang. Aalto wollte kein pompöses Portal, das abschreckend wirken könnte. Daher der flache Eingangsbereich.]
Es ist ein Entwurf von 1958 des finnischen Architekten Alvar Aalto (deswegen Aalto-Theater). Er hatte ihn für die MET in New York gemacht, der Entwurf war denen aber zu "modern". Drei Monate später war die Ausschreibung für ein Theater in Essen und Aaltos Frau überedete ihn, ihn hier noch einmal einzureichen. Und die Essener verliebten sich sofort in das Gebäude. Leider musste das Geld erst zusammen gekratzt werden, und 20 Jahre später konnte mit dem Bau begonnen werden. (Also da hat der Berliner Flughafen noch Zeit :-).) 1988 wurde es dann mit Wagners "Meistersinger"n eröffnet. Der Bau selbst ist zeitlos elegant und passt in jede Zeit.
Der Zuschauerraum ist in den Nationalfarben von Aaltos Heimatland Finnland gehalten, weiß und blau.
[Zuschauerraum]
Danach ging die Führung durch einen neun Meter hohen Fahrstuhl für die Kulissen über Schreinerei, Maske und Probenraum (wo gerade Götz Alsmann den Sommernachtstraum geprobt hat) durch den hinteren Bereich des Theaters.
Nach einer Pizzaschnecke mit Thunfisch und Granatapfel-Blaubeer-Eistee fuhr ich mit dem Zug wieder nach Düsseldorf zurück.
[Pizzaschnecken - mehr Platz für Käse :-)]
Und nun noch etwas zum Weltkulturerbe in Essen. Ich schrieb, dass ich schon letzte Woche in Düsseldorf war. Und auch in Essen. Die Weltkulturerbestätte Zeche Zollverein liegt etwas außerhalb. Da ich letzte Woche mit dem Auto unten war, habe ich es mir da schon angesehen. Und ich benötigte wirklich einen ganzen Tag.
[Zeche Zollverein]
Zollverein heißt es deshalb, weil die Flächen der ersten Gruben noch in verschiedensten deutschen Kleinsstaaten lagen und man sich zusammenschließen mußte. Daraus ist dann der deutsche Bund hervorgegangen.
Erst hatte ich eine Führung für die Kokerei (ja - nicht Kokserei) gebucht. Der Führer hat uns im Gebäude herumgeführt und uns die einzelnen Arbeitschritte erklärt.
Und der Koks wurde nicht für Privathaushalte gemacht (es fiel etwas Ausschuß ab, der dann verheizt wurde). Der Koks wurde von den Stahlwerken benötigt, um den Kruppstahl zu fertigen. Die als Koks veredelte Kohle brennt im Hochofen viel heißer als einfache Kohle, dafür der ganze Aufwand.
[Kokerei]
Die Steinkohle
[Steinkohleblock]
wurde gefördert und in ca. 1 cm große Stücke zerkleinert. Diese wurden in Schwelkammern
[Schwelkammern]
[Schwelkammer offen]
erhitzt, so dass die flüchtigen Bestandteile und Wasser entweichen konnten, die Gase als Stadtgas.
[Einer der großen Schornsteine von innen.]
Wenn es durch war, wurde die entsprechende Kammer geöffnet und mit einem Schubwagen
[Schubwagen]
wurde der heiße Koks auf der anderen Seite rausgeschoben, wo er aufgefangen wurde zum Ablöschen im Löschturm, Abkühlen und Verladen.
Anschließend wollte ich dann auch noch wissen, wie die Kohle gefördert wurde. Das war dann eine weitere Führung durch Schachtanlage 12.
Hier der Förderturm, der die Kohle aus über 1000 m Tiefe holte.
[Kohleförderturm]
Auch wenn im letzten Jahr die letzten beiden Zechen geschlossen wurden und es damit die Steinkohleförderung in Deutschland nicht mehr gibt (die Steinkohle für die Kokereien wird jetzt z.B. aus Australien importiert), so müssen jährlich für immer und ewig die Kosten für die Pumpen und Schäden durch einbrechendes Erdreich bezahlt werden, pro Jahr 200 Millionen Euro. Man nennt dies Ewigkeitskosten. Dies wird durch Tochterkonzerne wie Evonik erwirtschaftet. Würde man die Pumpen abstellen, würden die Kohlegruben geflutet und das Grubenwasser würde das Grundwasser, welches höher liegt, verunreinigen. Außerdem würde Essen zu Vineta werden und unter Wasser stehen.
Heute ging es also los, erst einmal mit dem Zug nach Düsseldorf, gut durchgefroren. (Das eine Techniknation wie die unsere nicht mal die Temperatur in Zügen regulieren kann, erstaunt mich immer wieder. Glücklicherweise habe ich ja meine Winterausrüstung dabei. Ich habe echt überlegt, ob ich meine Handschuhe aus dem Rucksack hole. Das nächste Mal also keinen Fensterplatz buchen.) Hier noch ein Abschiedsbild vom Bahnhof.
[Blick aus dem Zugfenster]
In Düsseldorf habe ich erst mal die Sachen ins Hotel gebracht und dann musste ich mich auch schon opernfein machen. Heute und am Sonntag kommen Teil 3 und 4 des "Rings des Nibelungen". Und ja, ich war schon am letzeten Wochenende hier wegen Teil 1 und 2.
[Deutsche Oper am Rhein - der ideale Ort für den Ring. Heute Siegfried.]
Jetzt muss ich Euch auch noch meinen Reisebegleiter vorstellen: Teddy Tom. Ich habe ihn bei der Zusatzversicherung meiner Krankenkasse (Envivas) für einen guten Zweck angefordert: Ich soll auf ihrer Facebookseite ein Bild von Teddy Tom vor einer Sehenswürdigkeit hochladen und für 100 km Reise spendieren sie einen Euro an ein Projekt für Neugeborene an der RWTH Aachen. Da müsste ja was zusammen kommen :-). Für Nachahmer: die Aktion geht noch bis 31.08.
[Teddybär von der Krankenversicherung]
Morgen geht es nach Essen.
In etwas mehr als einem Monat geht es wieder auf Reisen. Diesmal werde ich dem Blog-Namen "sonfi" wieder gerecht, es gibt in diesem Jahr eine totale Sonnenfinsternis. Am 02.07. ist es soweit. Allerdings muss ich dazu etwas weiter weg, nach Chile.
Dies ist die Gelegenheit, den südamerikanischen Kontinent zu bereisen. Hier die Route:
[Reiseroute]
Auch eine Premiere für mich ist, dass ich das erste Mal allein auf eine so weite Reise zur Sonnenfinsternis fahre. Aber ich freue mich.
Zuerst fliege ich nach Santiago, dort treffe ich abends eine ehemalige Doktorandin von uns, die jetzt in der chilenischen Forschung arbeitet. Mit ihr und ihrem Mann wollen wir in die Oper zum Konzert.
Am nächsten Tag geht es gleich weiter nach Hanga Roa auf die Osterinseln. Dort habe ich ein paar Tage zum entspannen. Dann geht es wieder zurück nach Santiago.
Auf dem Festland werde ich nach La Serena weiterfahren, wo ich dann schon direkt in der Zone bin, in der die Sonnenfinsternis total sein wird. Das ist in der Nähe der chilenischen Weinanbaugebiete :-). Allerdings ist auf der Südhalbkugel Winter, mal sehen, wie das Wetter wird. Aber die Sonnenfinsternis ist ja nur der Aufhänger für die Reise, das Interessante am Reisen sind die Leute, die man trifft und die Orte, die man kennenlernt.
Dann geht es zurück nach Santiago und mit dem Flieger nach Lima. In Peru will ich mir Machu Pichu, den Titicacasee und die Nasca-Linien ansehen. Mal sehen, ob ich alles schaffe.
Dann noch ein paar Tage Lima und danach geht es zurück.
Ich werde wieder versuchen, den Reiseblog zu schreiben, weiß allerdings nicht, ob ich überall WLAN habe.