Donnerstag, 15. November 2018
Mailand (3)
Für heute stand der Mailänder Dom auf dem Plan. Ein Ticket für Dom und Dachterasse (danke für den Tipp) hatte ich schon online gebucht. Der Dom ist riesig. Aber große Teile sind auch abgesperrt und man darf dort nicht hin (und fotografieren). Daher habe ich aus dem Dom nur das Foto der Madonnina. Das ist eine Nachbildung der Figur, welche oben auf dem Dom steht.

[Nachbildung der Madonnina im Dom]

Dann ging es über eine Treppe hinauf auf die Dachterasse des Doms. Leider konnte man die Berge am Horizont wegen der schlechten Sicht nicht sehen (aber zumindest hat es auch heute nicht geregnet). "Die Dachterasse ist wie ein steinerner Garten", hat Hermann Hesse gesagt. Und so sieht es dort oben auch aus:

[Dachterasse des Domes]
Und dort sieht man auch die richtige Madonnina auf der höchsten Kuppel des Domes.

[Kuppelfigur]
Interessant ist hier, dass durch die goldbelegten Kupferplatten immer die Blitze angezogen werden. Dadurch wird die Figur mit der Zeit schwarz und muss alle 30-40 Jahre neu mit Blattgold belegt werden.

Dann ging es zum Leonardo-Museum, was eigentlich ein großes Wissenschaftsmuseum ist. Aber natürlich waren hier auch Nachbauten von den Zeichnungen Leonardo da Vinci´s ausgestellt. Hier der berühmte Taucheranzug:

[Leonardos Taucheranzug. Vorne als kleines Modell eine Apparatur, mit der man über Wasser gehen könnte.]

Aber es gab dort auch noch andere Sachen zu bestaunen: ein elektrischer Generator von 1800; alte Alfa Romeos; das Teleskop, mit dem von Schiaparelli der Mars erkundet wurde; ein Stück Mondstein; der magnetische Detektor von Markoni; und ein Dynamo von Edison.

Danach ging es zur nahe gelegenen Kirche St. Ambrogio. Dies war ein Tipp eines italienischen Kollegen. Dies ist die Kirche der Mailänder, in der man taufen läßt und heiratet.

[St. Ambrogio]
Teile der Kirche sind noch aus dem 4.Jhh. Hier sind auch die Gebeine des Bischofs von damals, Ambrosius, in einem gläsernen Sakopharg zusammen mit denen von zwei Märtyrern aus der damaligen Zeit ausgestellt. Über den Gebeinen befindet sich der Altar.

[Altar über der Gruft des heiligen Ambrosius]

Nach einer kleinen Stärkung in der Nähe mit Pizza, kleinem Kuchen und Espresso ging es zurück in meinen Stadtteil, zur Pinacoteca di Brera.

[eines der vielen Bilder in der Pinacoteca, diesmal das Abendmahl von einem anderen Künstler]

Und dann gab es heute abend in der Scala die Uraufführung des neuesten Werkes von G. Kurtag "Fin de Partie".

[Plakat der Uraufführung]
Leider ist der Meister selbst nicht mehr auf die Bühne gekommen, schade.

Morgen geht es dann wieder in Richtung "zu Hause", erst einmal jedenfalls bis Luzern.



Donnerstag, 15. November 2018
Mailand (2)
Der heutige Tag stand ganz unter dem Motto Kunst. Er begann im Scala-Museum. Von einer Loge aus konnte man sogar in den Zuschauerraum blicken.

[Blick auf die Bühne und in den Zuschauerraum]
Ansonsten gab es ganz viel zur Scala zu sehen und auch zu hören: Ganz viel von Italienern mit "i": Puccini, Rossini, Toscanini, ...

Dann habe ich mich langsam zur Kirche Santa Maria delle Grazie vorgearbeitet.

[St. Maria delle Grazie]
Im Refektorium des angeschlossenen Dominikanerklosters hängt das berühmteste Wandbild der Welt (ist auch Weltkulturerbe): "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci. Eine Führung musste man schon im Voraus buchen (danke für den Tipp). Dafür gab es aber auch eine zweistündige Führung bis ins "Castello Sforcesco".
Das "Abendmahl" selbst darf man wegen der Empfindlichkeit nicht fotografieren, daher hier ein Foto von dem Bild der Webcam.

[Das letzte Abendahl von Leonardo da Vinci]
Auch die Anzahl der Besucher pro Tag ist begrenzt. Leonardo, ganz Erfinder, wollte hier eine neue Maltechnik probieren. Der Nachteil bei normalen Wandfresken ist, dass sie innerhalb von 24 Stunden trocknen und sich dann nicht mehr verändern lassen. Daher probierte Leonardo etwas Neues aus: Malerei wie auf Holzuntergrund. Leider ist dieser Versuch schief gegangen. (Er war halt Forscher.) Daher ist das Bild sehr anfällig gegenüber Feuchtigkeit und Schmutz aller Art. Und um das Bild zu sehen, muss man richtig durch eine Schleuse, damit man "clean" ist.
Aber trotzdem ist dieses Bild eines der ausdrucksvollsten, die ich bisher gesehen habe und alle Mal die Mühen hier in Mailand wert (selbst ohne Scala-Besuch).

Dann ging es mit der Führung weiter zu einer kleinen Kirche. Auf dem Hinweg lief ich daran vorbei, wäre aber nicht auf die Idee gekommen, dass sich dort dieses Kleinod verstecken könnte. Es ist der Konvent St. Maurizio. Dadurch, dass hier alle zweit- (dritt-, viert-) geborenen Töchter der einflussreichsten Mailänder Famlien über die Jahrhunderte abgeliefert wurden, hatte die Kirche Geldmittel für die besten Künstler ihrer Zeit. Und als Renaissance-Kiche ist sie überall bemalt. Da es ein Frauenkloster war, gibt es in der Mitte eine mit hervorragenden Arbeiten bemalte Trennwand zwischen normalem Volk und den Nonnen. Hier ein Deckenbild an der Zwischenwand.

[Bild in St. Maurizio]

Weiter ging es zum Castello Sforcesco.

[Castello Sforcesco]
Das Wappen ist überall zu sehen. Und das Wappen ist auch der rechte Teil des Logos von Alfa Romeo, welcher früher in Mailand hergestellt wurde: eine Schlange, die ein Kind frisst.

Hier im Castello ist ein Werk des anderen großen Künstlers der Renaissance zu bewundern: die letzte unvollendete Statue von Michelangelo: die Mutter Maria, die ihren Sohn vom Kreuz abnimmt.

[letztes unvollendetes Werk von Michelangelo]
Leider hat er nur vier Tage an dem Werk gearbeitet und er hat noch nicht geschafft, viel auszuarbeiten. Aber das, was zu sehen ist, läßt schon die große künstlerische Genialität erkennen.

[Großaufnahme der Köpfe]

Dann war die Führung beendet und ich bin noch einmal zum Dom gegangen.

[Mailänder Dom]
Und weiter die große Einkaufsstrasse entlang zum "Shopping gucken". Viele große Modelabels haben hier große Kaufhäuser (viele Labels habe ich auch noch nie gehört). Aber in einen Laden habe ich hinein geschaut: im LEGO-Schaufenster war der Mailänder Dom in Nachbildung mit LEGO-Steinen zu sehen. Das hat mich natürlich an unser LEGO-Laser-Labyrinth erinnert, welches wir gerade für Schulklassen aufbauen.

[Mailänder Dom im Nachbau mit LEGO-Steinen]

Überall in Mailand sieht man alte Straßenbahnen, quer durch die Jahrzehnte, es ist immer wieder interessant, was für eine Bahn gerade angefahren kommt.

[Straßenbahnen in Mailand]

Nach einer Pause mit gerösteten Kastanien ging es nach dem Umziehen weiter zur Scala. Für heute stand "Elektra" von Richard Strauss auf dem Programm. Es war eine Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsoper, daher kannte ich sogar einige der Sängerinnen und Sänger aus anderen Opern.
Also, auch wenn der Start hier in Mailand nicht der Beste war: langsam fange ich an, die Stadt zu mögen.



Mittwoch, 14. November 2018
CERN in Genf und Mailand
Nach einem hervorragendem Frühstück ging es zum CERN. Jede Person, die "Illuminati" (Buch von Dan Brown) mit Tom Hanks gesehen hat, wird sich erinnern. Das ist da, wo das Gottespartikelchen abgefüllt wurde.

[Ausstellungspavillon zu den Elementarteilchen]

Seit 1957 wird im CERN experimentiert. Das erste Experiment wurde 1957 gestartet, das Synchrocyclotron (SC).

[Erstes Experiment am CERN - das Synchrocyclotron. Es experimentierte von 1957 bis 1990.]
1990 wurde es abgeschaltet und ist nun das einzige Experiment, das man sich ansehen kann. Alle anderen früheren Experimente sind in Betrieb, da sie gebraucht werden, um die Teilchen zu Beginn zu beschleunigen. Wie bei einem Auto kann man auch hier nicht gleich in den 5. Gang schalten, man braucht eine langsamere Beschleunigung. Für diese Beschleunigung werden weiterhin die Vorgänger-Experimente des LHD benutzt.

Die Teilchen des Zerfalls werden in drei verschiedenen Systemen detektiert. Eines davon ist ATLAS. Hier ein Teil des Supraleiters (auch Niob-Titan).

[Supraleiter von ATLAS]
Im ATLAS kann man durch eine Glasscheibe noch einen Blick in Kontrollraum werfen. Die Experimente werden Tag und Nacht übewacht.

[Kontrollraum von ATLAS]
Und inzwischen gab es ja auch den Nobelpreis für die Bestätigung des Higgs-Bosons, die höchste Krönung wissenschaftlicher Forschung.

Dann ging es von Genf über Frankreich in Richtung Mailand. Der Weg führte vorbei an steil aufragenden Bergen, ein Flüsschen schlängelte sich neben der Autobahn dahin.

[richtige Berge]

Und nun fuhr ich auch an den schneebedeckten Berggipfeln vorbei.

[schneebedeckte Gipfel]

Dann kam ein Parkplatz mit Blick auf den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc.

[Mont Blanc]

Leider war seine Spitze wolkenverhangen. Deshalb hier eine Skizze, wie es eigentlich hätte aussehen können:

[Skizze Mont Blanc]

Dann fuhr ich durch den Mont-Blanc-Tunnel: ich fuhr in Frankreich hinein und kam in Italien wieder heraus. Dann ging es weiter durch die Alpen. "Durch die Alpen" ist hier wörtlich zu verstehen: 3000 m Tunnel, 500 m Brücke mit Alpenpanorama, 2500 m Tunnel, 1000m Brücke, ... So ging es abwechselnd weiter, bis das Aoste-Tal hinter mir lag und es flacher und flacher wurde.

Dann hinein nach Mailand. Glücklicherweise gibt es Navis. Hier hatte ich mir ein Parkhaus ausgesucht, dass in der Nähe meiner Unterkunft lag. Durch engste Gassen (wahrscheinlich normale italienische Stadtstraßen) fand ich das Parkhaus. Natürlich konnte der Parkwächter kein Englisch, aber wir haben es irgendwie hinbekommen, dass er mir eine Parkbox im Parkhaus überließ. Interessant ist, dass Einheimische Ausländern gegenüber immer lauter werden, wenn diese nicht gleich verstehen (habe ich in Deutschland auch schon beobachtet). Hier in Italien gab es an Lautstärke dann noch einmal den Italien-Bonus. Egal, Auto steht nun im Parkhaus, Mailand - ich komme.

Aber so einfach wie gedacht war es dann doch nicht mit "Mailand - ich komme". Ich hatte via booking.com ein Apartment gemietet. Als ich dann vor der Tür stand, machte niemand auf. Ein Hausmeister hat auf italienisch noch versucht, mir zu helfen, aber es half nichts. Also die Telefonnummer angerufen. Dann erscholl durch den Hörer wüstes Geschimpfe. Ich wäre zu spät und nun könne ich das Apartment nicht mehr haben (natürlich war die Miete schon abgebucht). Ich habe immer wieder versucht, die Frage anzubringen, wie ich das Zimmer denn nun beziehen könne, aber immer wieder kam nur ein wüster Schwall von Beschimpfungen. Mir schwante langsam, dass das wohl mit der Unterkunft nichts wird. Auf meine direkte Frage, ob ich das Zimmer denn nun haben könne, haben sie verneint. Und die Frage, ob sie mir weiterhelfen können, haben sie gar nicht beantwortet, sondern nur wieder mit Beschimpfungen reagiert. Tja, willkommen in Italien.

Aber ich will nicht alle Italiener über einen Kamm scheren. Schlechte Beispiele von Gastfreundschaft gibt es schließlich auch bei uns. Und es nahte Hilfe. Alle Gewerbetreibenden um die Lokalität herum haben natürlich mitbekommen, was da abging. Und hier möchte ich eine Lanze für die Mailänder brechen: Im Geschäft nebenan wurde mir sofort geholfen. Sie haben ein Hotel in der Nähe via Internet für mich herausgesucht und, als diese nur italienisch sprachen, für mich dort angerufen und ein Zimmer klar gemacht.
Nachdem ich wieder etwas klarer denken konnte, habe ich mich umgeschaut. Es war ein kleiner Schmuckladen mit lauter Unikaten. Die Verkäuferin bestätigte mir, dass sie mit Mutter und Schwester den Schmuck herstellt und in dem Laden verkauft. Also: falls irgend Jemand von Euch mal in Mailand in der Nähe der Scala ist, schaut in der Via Madonnina 13 bei Tità vorbei und sagt danke für ihre Hilfe am 13.11.2018. Und schaut Euch im Laden ruhig um, es lohnt sich.

Also hin zum neuen Hotel. Und nach einem ersten Durchatmen ging es in das nächtliche Mailand. Natürlich habe ich erst einmal geschaut, wo ich morgen in die Oper gehe.

[Scala in Mailand]

Direkt gegenüber der Scala steht ein Denkmal von Leonardo da Vinci.

Das passt natürlich zu dem da-Vinci-Museum in Amboise (an der Loire - meine Bretagne-Reise im letzten Jahr), wo da Vinci seine letzten Lebensjahre verbracht hat.

Eine Straßenecke weiter war dann auch der Mailänder Dom zu bestaunen.


Und dann habe ich mir in der Nähe meines Hotels ein Abendessen gegönnt. Ravioli auf einem Tomatenbett mit selbstgemachtem Pesto. Dazu Wein und Tiramisu und Espresso, alles zu sehr moderatem Preis bei bestem Geschmack. Dieses Restaurant hätte ich nie gefunden, hätte ich nicht das neue Hotel gehabt. Also habe ich mich mit Mailand wieder versöhnt.

Außerdem musste ich beim Essen an meine Oma denken, sie hätte heute Geburtstag (Hier mein derzeitiges Buch als Tipp für alle Geburtstagskinder da draußen heute und in den nächsten Tagen: Sean Brummel "Einen Scheiß muß ich").

Morgen ist Mailand-Tag: ein Besuch beim letzten Abendmahl ist gebucht. Und abends gibt es in der Scala "Elektra" von Richard Strauss.