Mittwoch, 1. August 2018
Die Terrakotta-Armee
Heute morgen ging es früh zum Busbahnhof, um mit einem Bus in Richtung Tonkrieger aufzubrechen. Die erste Station waren aber die Thermalquellen Huaqing. Dies war ein kaiserlicher Sommersitz und die Kaiserin hat die Sommermonate hier verbracht. Verständlich: überall sind Teiche angelegt und es weht trotz der 35 Grad ein laues Lüftchen.

[Thermalquellen Huaqing - leider konnte man nicht baden]
Aus dem Ganzen ist ein heute riesiger Park geworden. Man hätte auch noch mit der Seilbahn zum oberen Tempel hinauffahren können, aber es gab auch so genug zu sehen. Und die Preise sind dann bei solchen Sehenswürdigkeiten für Extras extrem hoch. Und solange konnten wir hier auch nicht verweilen, wir wollten ja noch zur Terracotta-Armee.
Die Kaiserin hat es sich hier schon recht gemütlich einrichten lassen. Es gibt kleine Häuschen zum Übernachten, kleine Tempel, ein Badehaus,

[Pavillion an einem Teich]
viele Teiche

[Teich mit Seerosen und Goldfischen]
und einen Platz für ein Wanderthaeter, das immer mit ihr mitziehen musste.

[Seitenwand der Theaterbühne]
Abends gibt es hier auch heute noch (gut bezahlte) Vorstellungen, die man aber im Vorfeld buchen muss.
Dann sind wir mit dem Bus weiter zur Terracotta-Armee gefahren. Unter Bäumen haben wir eine Mittagspause eingelegt, bevor wir uns ins Getümmel gestürzt haben.
In Beijing ist uns aufgefallen, dass jeder immer der Erste sein musste (oder jede die Erste). Es war ein ständiges Gedrängel und Geschubse. In Lyoyang und Xi´an ist dies anders, es ist Alles viel geruhsamer. Aber hier, bei den Tonkriegern, da kamen die Ellenbogen wieder zum Einsatz. Und manche Schirmsspitze (man benutzt die Schirme hier als Sonnenschutz) landete in irgendeinem Gesicht.
So versuchten wir, in die erste Halle zu kommen. Hinein ging es noch, aber nach vorn zu kommen, um ein gutes Foto zu machen war schon schwieriger. Deshalb hier eins von der Seite.

[Halle 1 mit den Tonkriegern]
Zuerst einmal sieht man eine riesige Halle, die mit Tonkriegern vollgestellt ist. Ein überwältigendes Bild.

[Blick von einer Hallenseite zur anderen]
Dann gewöhnen sich die Augen allmählich an den Anblick und man nimmt immer mehr Einzelheiten war.

[Gruppe von Tonkriegern]
Und dann erkennt man, dass wirklich jeder Tonkrieger einzigartig ist, jeder ein anders Gesicht hat.

[unterschiedliche Kleidung und unterschiedlichste Gesichter]

[einzelnes Gesicht]
Und es gibt auch Abschnitte mit Pferden, die einen Wagen ziehen

[Pferde vor Gespannen]
und Pferde, die gesattelt von Reitersoldaten geführt wurden.
Und was auch auffällt ist, dass alle Krieger sehr fein gearbeitet sind (bei den knienden Bogenschützen erkennt man sogar die Riffelung der Schuhsohle).

[Großaufnahme eines Gesichtes]
In der großen Halle wurden auch immer noch Ausgrabungen gemacht, hier die verschiedenen Schritte beim Zusammensetzen:

[Fundort - hier kniende Bogenschützen]

[3D-Puzzle]

[zusammengesetzte Scherben]

[restauriert]
Allerdings hat man die Ausgrabungen erst einmal gestoppt, da die Farbe der Gesichter und Rüstungen sehr schnell verschwindet. Man versucht jetzt, Konservierungstechniken zu entwickeln, um auch die Farbe zu erhalten.
Jetzt sind die Tonkrieger ja ein schöner Anblick, aber warum existieren sie überhaupt? Lange Zeit schlummerten sie einfach in der Erde, bevor sie 1974 aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wurden. Ein Bauer wollte einen Brunnen bauen und ist dabei auf eine Höhle mit Tonscherben gestoßen. Als man dann nachgesehen hat, fand man die Scherben der Tonkrieger. Dann wurde der Fund den Archäologen gemeldet und weltweit sorgte er für Aufsehen, heute ist er Weltkulturerbe. Der Bauer, auf dessem Feld die Scherben gefunden wurden, hat umgerechnet 75 Euro Entschädigung bekommen.
Kaiser Qin, der China zu einem Reich vereinte, hat um ca. 1500 einheitliche Maße, Münzen, Schriftzeichen und das Postwesen eingeführt. Allerdings hatte er keine Söhne, um sein Erbe weiterzugeben. Daher suchte er nach einer Möglichkeit, um unsterblich zu werden. So sandte er Schiffe mit 500 jungen Frauen und 500 jungen Männern aus, um eine Medizin oder einen Zauber dafür zu suchen. Diese Schiffe fanden eine Insel und besiedelten das heutige Japan. Deshalb haben die Japaner heute auch die gleichen Schriftzeichen wie die Chinesen, auch wenn sie für gleiche Schriftzeichen verschiedene Wörter benutzen.
Aber wie die Pharaonen wollte Qin wieder auferstehen. Dazu brauchte er ein Mausoleum. Dies ist ein Kegelhügel ca. 2 km von der Terracottaarmee entfernt. Alle Tonkrieger schauen in diese Richtung, damit sie auch mit auferstehen können, wenn der Kaiser sie ruft. Der Grabhügel selbst ist noch nicht geöffnet worden. Aber aus Aufzeichnungen und durch Sondenmesungen weiß mann, dass im Hügel ein riesiger Quecksilbersee ist. In der Mitte soll das Grab des Kaisers sein, mitten in einem aus Gold und Edelsteinen nachgebildeten Miniatur-China.
Zwei seiner Wagen, die er auch im nächsten Leben benutzen wollte, wurden unweit seines Grabhügels ausgegraben.

[Minaturwagen als Grabbeigaben für Kaiser Qin]
Die Qualität des Fotos ist sehr schlecht (ein besseres gibt es wahrscheinlich bei Wikipedia), weil dies der Ort war, an dem man sich erst einmal nach vorn an die Scheibe, mit der der Wagen gesichert ist, vorarbeiten musste. Diese Scheibe ist mit Finger- und Handabdrücken nur so übersät. Von allen Seiten leuchten Blitzlichter. Und wenn man dann einmal abdrücken kann, wird man garantiert von hinten angeschubst. Die Wimpel im Hintergrund sind die Wimpel der Tour-Guides. Der Geräuschpegel war enorm, obwohl die Guides heute keine Megaphone mehr benutzen.
Zu erkennen sind vier Pferde, die einen Wagen mit Dach ziehen, der von einem Mann gelenkt wird.
Warum wusste man so lange nichts mehr von dieser Grabstätte? Alle, die am Bau beteiligt waren, wurden wahrscheinlich vorher umgebracht oder mit eingemauert. Auch die Konkubinen des Kaisers (er wollte es schon ein bißchen schön haben bei der Auferstehung).

Auch hier gab es nette Verbotszeichen:

[Parkordnung]
Anschließend ging es zurück in die Stadt. Gegessen haben heute alle individuell. In meiner Gruppe gab es Dumplings (Dampfnudeln)

[Dumplings]
und Nudelsuppe.

[Nudelsuppe]



Dienstag, 31. Juli 2018
Xi´an - Die große Wildganspagode
Gestartet sind wir heute morgen mit der U-Bahn. Die ist hier in Xi´an noch sehr neu, darum waren wahrscheinlich relativ wenig Passagiere unterwegs. Aber sie hatten lauter unterschiedliche U-Bahn-Tickets. Hier als "Gruß nach Hause" unsere Tickets:

[U-Bahn-Fahrkarten]
Auch die U-Bahn selbst überraschte uns doch noch. Und zwar mit ihren Verbotsschildern. Unser Favoroit ist das Verbotsschild ganz rechts:

[Verbotsschilder in der U-Bahn]

Ziel mit der U-Bahn war die große Wildganspagode mit dem dazugehörigen Tempel.

[Große Wildganspagode]
Es gibt einen Mönch, Xuanzang, der nach Indien gewandert ist und von dort den Buddhismus mit nach China gebracht hat. Er war zusammen mit einem Affen, einem Schwein und einem Dämon unterwegs und musste verschiedene Abenteuer bestehen. Die gibt es auch als Buch, "Travel to the Werstern Regions".
Jedenfalls ist er aus Indien zurückgekommen (und war damit wohl der erste Globetrotter) und hat vom Kaiser die Leitung des Wildganspagodentempels angeboten bekommen, der Posten war gerade vakant.

[Xuanzang mit der Wildganspagode]
Hier in Xi´an hat er dann die indischen Schriften aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt. Er ist hier gestorben und seine Asche, von der sich ein Teil in Edelsteine verwandelt hat, wurde in der Wildganspagode beigesetzt.
Natürlich gibt es auch hier die obligatorischen Tempel mit ihren Buddhas, stellvertretend hier zwei Buddhas, der der ersten Halle

[Buddha]
und ein Buddha aus Kupfer mit einer Höhe von 2,70 m.

[kupferner Buddha]

Auf dem Platz um den Tempel gab es wieder eine Tanzgruppe, die ihre einstudierten Tänze vorführte.

[Tanzgruppe]
Dabei handelt es sich hier um Rentner, die sich gemeinsam noch bewegen wollen. Man geht in China zwischen 55 und 60 in den Ruhestand.

Anschließend sind wir mit dem Bus wieder in die alte Stadt (das Gebiet innerhalb der Stadtmauer) gefahren und beim Glockenturm ausgestiegen.

[Bell Tower]
Wir haben eigentlich Seidentücher gesucht, wir sind hier schließlich am Anfangspunkt der Seidenstraße, aber haben nur alles Andere gefunden. So waren wir auch auf dem alten Markt, hier das Eingangstor.

[Markteingang]
Dort gab es auch interessante Sachen zu Essen, hier unsere Snacks: Krabbenspieße

[Krabbenspieße]
und Tintenfischspieße.

[Tintenfischspieße]
Dann ging es am Trommelturm

[Drum Tower]
vorbei zurück zum Hotel, weil wir ein Mitglied der Gruppe wegen Erkältung (die zu kalt eingestellten Klimaanlagen und dann der Wechsel ins Heiße) heute dort zurücklassen mussten. Aber zum Abendessen wollten wir gemeinsam gehen. Dabei haben wir diese schöne Ausschilderung eines Parkverbotes gesehen: sich kreuzende Sperrlinien wurden noch einmal durch sieben Parkverbotsschilder gekennzeichnet, wahrscheinlich damit es odentlich scheppert, falls sich doch jemand traut, da rauf zu fahren.

[eine wirklich deutlich gekennzeichnete Parkverbotsfläche]

Unsere kranke Person war wieder auf dem Damm, aber dafür hatten wir andere Verluste zu beklagen: Studienkollegen besuchen, Migräne, keinen Hunger (die Temperaturen verlangen ihren Tribut).
In unserem Hotel haben wir einen Tipp bekommen, wo es guten Essen geben soll, dort, wo wir heute morgen in die U-Bahn gestiegen sind. Das ist ein riesiges Einkaufszentrum, in dem in den oberen Etagen auch Restaurants sind. Also sind wir hoch in die fünfte Etage. Zum Abendessen gab es heute Fladenbrot, Hühnchen, Lotuswurzel (inzwischen unser Gemüsefavorit), Garnelen, Okraschoten, Schweinefüße mit Schwarzwurzeln und Rindfleischsalat. Wieder alles superlecker.

[unser Abendessen]

Eine Etage tiefer hatten wir beim Hochfahren mit der Rolltreppe schon einen Glasfußboden gesehen, das mussten wir natürlich auch ausprobieren, hier die Fotos:

[vier Kaufhaus-Etagen über dem Fußboden - ca. 40 m]

[Gruppenfoto vom Glasboden mit Blick nach unten]
Dann ging es wieder zurück ins Hotel.



Montag, 30. Juli 2018
Nach Xi´an
Vormittags konnten wir ausschlafen und hatten bis halb eins Zeit. Einige haben sich noch einmal in den gekühlten Zimmern ausgeruht, andere sind durch die Stadt geschlendert, um eine Post zum Abgeben der Postkarten zu finden und Wegzehrung für die fünfstündige Zugfahrt einzukaufen.

Da auf dem Weg wieder die interessantesten Fortbewegungsmittel zu sehen waren, hier mal eine kleine Bildstrecke über Verkehrsmittel.
Hier in China gibt es viele VW´s. China darf ein VW-Auto herstellen, das es nur in China gibt und wie der Vectra aussieht. Sonst gibt es Autos, Lkw´s und Busse wie überall sonst auch. Interessanter wird es da schon bei den kleinen Fahrzeugen. Unser Tuctuc von gestern kennt ihr ja schon. Dies ist mitlerweile ein Elektofahrzeug (also ohne den tuctuc-Sound eines motorbetriebenen Fahrzeugs) und das gibt es jetzt in den verschiedensten Ausführungen. Hier zum Beispiel als Müll-Tuctuc.

[Müll-Tuctuc]
Aber auch die Elektroroller haben viel mehr Einsatzmöglichkeiten als bei uns:

[Familienroller]
Und sie haben einen interessanten Spritzschutz, auch gleich für Brust und Hände:

[Roller mit Spritzschutz]
Und unsere Roller in Deutschland sind hoffnungslos unterbeladen, wenn man sich mal diese Beispiele ansieht:

[Motorroller als Pappe-Transporter]

Aber schließlich sind wir bei den Verkaufsständen und Geschäften angekommen, eine Post haben wir auch schnell gefunden.

[Gemüsestand]
Es waren gerade die Melonen, Pfirsiche und Weintrauben reif.

[Obststand]
Auch haben wir so etwas wie Datteln gekauft, die gar nicht so süß wie Datteln sind.

[frische Datteln]

Gegen halb eins wollten wir dann zum Bahnhof. Genau zu dieser Zeit kam ein Platzregen herunter, so dass wir nicht mit dem öffentlichen Bus fahren konnten, sondern Taxis gerufen haben. Glücklicherweise, denn ein Handy wurde vergessen. Und so konnten wir schnell noch einmal umdrehen und haben es auch wiederbekommen.

Am Bahnhof heiß es dann wieder warten.

[Wartesaal]
Unser Zug hatte auch noch eine halbe StundeVerspätung. Also haben wir die Koffer und Rucksäcke abgestellt,

[unsere Koffer und Rucksäcke - ein Gruß in die Heimat]
einige haben aufgepasst und die anderen konnten ausschwärmen, um die verschiedensten eßbaren Sachen aufzutreiben. Jeder konnte so die verschiedenen Dinge probieren, es waren mal Glückstreffer, mal aber auch Nieten dabei.
Man beachte auch den kleinen zusammenklappbaren Hocker, auch dies ein Ergebnis der Einkäufe und hier im Wartesaal ohne genügend Sitzplätze eine gute Investition (umgerechnet 1,50 Euro). Auch eine Idee für die deutsche Bahn, wenn wieder nicht genug Sitzplätze im Zug vorhanden sind?

Dann endlich kam der Zug und wir haben versucht, in den Zug zu kommen. Mit etwas Drängeln ist es uns gelungen, uns zu unseren Sitzplätzen vorzuarbeiten. Dies war nicht mehr die erste Klasse im Schnellzug, hier standen die Leute auch auf kurzen Strecken. Da das Gepäck von allen Reisenden nicht in die Ablage passte, haben wir für alle, die durch den Zug liefen, einen kleinen Hindernisparcour aufgebaut. Sie sind dadurch nicht so oft zum heißen Wasser für Tee und Nudensuppen gelaufen. Aber wenn der Müllfeger, die Fahrkartenkontrolle (natürlich gab es schon die üblichen Fahrkartenkontrollen am Bahnhofseingang, am Wartesaaleingang, am Gateeingang und beim Zugeinstieg - aber sicher ist eben sicher) oder der Nudelsuppenwagen durchkamen, mussten wir das Gepäck kurz auf den Schoß nehmen.

In Xi´an sind wir zum Hotel gelaufen und haben dabei schon verschiedene Bereiche der Stadt kennengelernt. Unser Hotel liegt aber an einer ruhigen Straße in einem ordentlichen Viertel. Allerdings muss hier ein Unwetter gewütet haben, überall liegen Äste auf der Straße.
Gegessen haben wir heute nur noch die Reste von der Zugverpflegung, jetzt erst einmal schlafen.