Freitag, 15. Juni 2018
Westwärts nach Karlstad
Morgens bin ich gleich aus Stockholm rausgefahren. Ist lustig, wenn man die ganzen Örtlichkeiten sonst nur aus Krimis wie z.B. von Stieg Larsson oder Arne Dahl kennt. Arne Dahl war mit "Sieben minus Eins" meine diesjährige Urlaubslektüre, den Fall hatte ich aber schon auf der Fähre nach Trelleborg gelöst.

In der Nähe von Stockholm liegt das Sommerschloß Drottningholm.

[Schloß Drottningholm]
Es wurde zum Weltkulturerbe erklärt. Aber nicht des Schlosses wegen, das eine Schwester des Preußenkönigs Friedrich, die nach Schweden verheiratet wurde, ausbauen ließ. Es ist Weltkulturerbe geworden, weil es hier das älteste noch im Originalzustand bespielbare Theater in Europa (wenn nicht weltweit) gibt, erbaut 1776.

[Theater von Drottningholm]
Der Sohn der Preußin, Gustav der III., wuchs dann mit der Kunst schon auf und ließ Schloß und Theater noch erweitern. Es ist übrigens genau der schwedische König, welcher dann auf der Bühne ermordet wurde. Verdi hat dies in seinem "Maskenball" verarbeitet.
Danach wurde das Theater nicht mehr als Theater genutzt, sondern als Möbellager. Dadurch erhielt das Theater den Dornröschenschlaf, den es brauchte, um bis heute unverändert zu bleiben. Erst 1921 hat man es wieder als Theater wahrgenommen, entrümpelt und sauber gemacht. Die Papp-Kulissen waren zwar verrottet, aber sie konnten ersetzt werden. Die sonstige Technik funktioniert noch.

[Theaterbühne]
In den Monaten Juli bis September kann man hier seit 1922 Theatervorstellungen besuchen. Auch das Licht ist noch wie damals, allerdings sind es heute künstliche elektrische Kerzen, die flackern, so dass sie wie echt aussehen.

Aber auch das Schloß ist sehenswert. Es sind die meisten Zimmer noch möbliert und der größte Schatz sind die verschiedensten Tapeten. Hier das königliche Schlafgemach.

[königliches Schlafzimmer]

Mir hat auch sehr das Kina Slott (das chinesische Schlößchen) gefallen.

[Kina Slott]
Hier hatte der Innenarchitekt großzügig Sachen in China eingekauft: Mingvasen, Porzellanpuppen, Lackarbeiten, Seidentapeten, bemalte Spiegel, ...

[Inneneinrichtung im Kina Slott]
Aber nach drei Stunden Schloßbesichtigung war es dann auch gut.

[Gartenansicht von Drottningholm]

Weiter ging es zum nächsten Ort, eine dreiviertel Stunde in Richtung Westen. Ziel war Schloß Gripsholm in dem kleinen Städtchen Mariefred.

[Schloß Gripsholm]
Auf dem Friedhof hier ist auch das Grab von Kurt Tucholsky. Auf seinem Grab steht: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis". Der Reiseführer sagt, dass es aus Goethes "Faust" ist.

[Grab von Kurt Tucholsky]
Dann noch einen Kaffee. Dazu muss ich noch etwas schreiben: Die Schweden machen so tolle Kuchen und Gebäcke (siehe gestern). Und dann bekommt man dazu Filterkaffee von der Warmhalteplatte, wie bei IKEA. Da sind wir durch die italienischen Baristamaschinen in den Cafés doch ganz schön verwöhnt. Vom Kaffee konnte man dann soviel nachnehmen, wie man wollte, aber man wollte eigentlich nicht.

Dann noch drei Stunden Autofahrt, um die Hälfte der Strecke bis Oslo zurückzulegen. Dafür habe ich mir Karlstad ausgesucht, eine kleine Stadt am Vänernsee. Hier war ich kurz im Fluss (direkt am Hotel), der in den See fließt, schwimmen.

[Fluss-Strand]
Im Reiseführer stand leider gar nichts dazu. Die Innenstadt sieht aus wie jede typische Stadt mit modernen Gebäuden inklusive Geschäften der großen Ketten. Aber sie hat sogar eine Uni und ein Theater, das aber keine Vorstellung heute hatte.

[Theater in Karlstad]
Dann habe ich mir noch ein Abendessen gesucht.



Stockholm
Der Hafen, zu dem ich geschippert wurde, heißt übrigens Nynäshamn.
Dann noch eine Dreiviertelstunde Autobahn bis zum Hotel in Stockholm. Mein Entsetzen wurde immer größer, so, wie es auch die Gebäude wurden. Ich hatte vorher nicht in die Karte geschaut, das Hotel ist direkt in Gamla Stan auf der Schloßinsel.

[Stockholm - Gamla Stan]
Mein Hotel liegt an Stortorget.

[Stortorget]
Wenn ich aus dem Fenster schaue (mein Fenster ist unten links neben dem Eingang),

[Hotel]
ist direkt Haus gegenüber die alte Börse, in dessen oberer Etage immer das Nobelpreis-Kommittee tagt.

[alte Börse, in der jetzt das Nobelpreis-Kommittee tagt (im Hintergrund der Turm der Schloßkirche)]
Mit dem Auto bin ich hier vorgefahren, das Navi hat es als normale Straße angezeigt. Hieß aber, ich musste erst mal einen Parkplatz suchen. Die Hotelchefin hat mir einen am Stadshuset (dem Rathaus) empfohlen, eine halbe Stunde Fußweg,

[Stadshuset (Rathaus)]
so hatte ich auf dem Weg zum Hotel schon einen Stadtrundgang.

[Riksdagshuset - Reichstag]

[Kungliga Slottet - Das königliche Schloß]
mit Eingangstor

[Schloßeingang]

[Schloßwache]
und der Schloßkirche, in der auch die schwedischen Könige gekrönt werden.

[Schloßkirche]
Zum Abendessen hat mir die Wirtin das Restaurant Movitz empfohlen,

[Restaurant und Bierbar Movitz]
in der Tyska Brinken, direkt bei der deutschen Kirche St. Gertrud.

[Tyska Brinken mit Tyska kyrkan - St. Gertrud]
Ich wollte etwas schwedisches Essen. Und dann habe ich das IKEA-Nationalgericht bekommen: Köttbullar, zusammen mit schwedischem Bier.

[Köttbullar]
Ein schöner Abschluß an diesem Tag.



Mittwoch, 13. Juni 2018
Visby
Zuerst war ich heute morgen in der Nähe meiner Unterkunft in den Lummelunda-Grotten, einer Kalksteinhöhle mit Muschelablagerungen sowie Stalagtiten und Stalagmiten.

[Lummelunda-Grotten]
Anschließend musste ich in ein Autoteile-Fachgeschäft. Als ich tags zuvor von der Fähre fahren wollte, zeigte das Display einen Error-Code an: Lampe vom Abblendlicht vorne links kaputt. Auch das noch, in der Fremde. Noch nicht mal zu Hause habe ich die Lampe gewechselt. Aber da ich spätestens in Sassnitz keine weißen Nächte mehr habe und hier auch alle mit Licht fahren, hatte ich heute im Hostel gefragt, wo ich eine Lampe kaufen kann und habe den Laden in Visby dann auch sofort gefunden. Also erst einmal Lampe gekauft. Und jetzt auch noch einbauen. Beim Corsa war es immer eine echte Tortur, also hatte ich schon richtigen Horror davor. Also Bedienungsanleitung aufgeschlagen und los gings, nach drei Minuten war ich fertig und stolz wie Bolle, und jetzt wird auch keine Fehlermeldung mehr angezeigt. Geht doch, man wächst mit und an seinen Aufgaben.
Danach konnte ich mir dann in aller Ruhe und mit Muße Visby anschauen. Visby ist eine alte Hansestadt. So würden unsere Hansestädte heute auch aussehen, wären sie nicht im Krieg zerbombt worden oder hätten sie die 40-jährige Nachkriegszeit ohne Abrisse überstanden. Ein idyllisches Mittelalterstädtchen.
Als erstes habe ich mir ein hand-made Softeis gegönnt. Es war sehr lecker, aber bei dem Preis (umgerechnet 5 Euro - wahrscheinlich haben sich die Nachfahren der Likedeler nun auf das Ausbeuten der Touristen umgestellt) werde ich wohl erst wieder zu Hause Eis essen. Auch war die Stadt voller amerikanischer Touristen, da zwei Kreuzfahrtschiffe angekommen waren. Aber glücklicherweise hatten sie noch weniger Zeit als ich.
Die Innenstadt von Visby ist nicht sehr groß, innerhalb von drei Stunden habe ich mir alles ansehen können. Es gibt ganz viele Kirchenruinen. Mit der Säkularisierung wurden sie einfach dem Verfall überlassen.

[Ruinen von St. Hans]

[Dachstreben von St. Karin]
Als einzige Kirche wurde St. Marien weiter als Kirche betrieben.

[Marienkirche]
Die Türme der Marienkirche sind von überall gut zu sehen.

[Türme der Marienkirche von der Stadtmauer]
Als alte Hansestadtkirche ist sie mit vielen Kulturgütern ausgestattet. Wie zum Beispiel Altar und Figuren.

[Altar von St. Marien]

[Statue in St. Marien]
Wunderschön anzusehen sind die kleinen Gäßchen.

[verwinkelte Straßen]
Und es gibt noch ein altes Apothekerhaus aus dem 13. Jahrhundert. Es beindruckt durch seine fünf Geschosse.

[Gamla Apoteket]
Im Ostteil der Stadt wurde ein botanischer Garten angelegt. Durch den Kalksteinboden und das fast mediterane Klima wachsen hier überall Rosen, Lavendel, Ysop, Jasmin und anderes. Die Luft ist von ihrem Duft erfüllt.

[Rose im Botanischen Garten]
Visby ist vor allem deswegen Weltkulturerbe geworden, weil es noch ringsherum (außer dem Hafen) von einer Stadtmauer umgeben ist.

[Stadtmauer von Visby]
Das Gelände an der Stadtmauer wird von den Einwohnern zur Erholung genutzt, hier junge Leute beim Kubb-Spiel.

[Kubb-Spiel an der Stadtmauer]
Zum Abschluss, bevor es auf die Fähre nach Nyashamn geht, gab es dann noch einen Kaffee mit leckerem Kuchen.

[Kaffeepause]
Und dann das Auslaufen der Fähre. Tschüß Gotland.

[Abschied vom Hafen Visby]
Und irgendwo da hinter dem Horizont ist zu Hause, Gruß an die Heimat.

[Ostsee Richtung Süden]



Gotland und Farö
Noch ein Nachtrag zu gestern: In Ystad werden die Krimis um Henning Mankells Kommissar Wallander gedreht, da er dort auch seine Fälle löst. Obwohl ich ziemlich viele schweische Krimis gelesen habe, muss ich zugeben, ass ich Mankell immer ausgelassen habe. Wird also meine nächste Literatur werden.
Heute morgen ging es dann früh los. Um halb zwölf mußte ich die Fähre nach Gotland kriegen. Und von Ystad bis Oskarshamn waren es laut Google gut vier Stunden. Eine Stunde vorher da sein, ist auch nicht verkehrt. Und dann eine kurze Pause einrechnen, zumindest zum Tanken.
Nachem gestern Geldautomat und Einkaufen Premiere hatte, wollte ich heute gleich in Ystad Tanken. Es war eine Tankstelle wie bei uns. Man bezahlt am Schalter. In Oskarshamn habe ich dann noch einmal getankt, hier musste ich erst einmal herauskriegen, wie man Benzin zapfen kann. Erst Kreitkarte rein, dann bestätigen, dann noch einen Knopf drücken und dann endlich Benzin zapfen. Aber man spart den Weg zur Kasse. Beim nächsten Mal geht es dann auch schneller.
Auto fahren ist sehr entspannt, Höchstgeschwinigkeit ist 110 km/h. Es gibt immer mal Autobahnabschnitte, meistens drei Fahrspuren: eine auf einer Seite und zwei auf der anderen, immer abwechselnd für ungefähr zwei Kilometer, so dass man auch mal einen Laster überholen kann. Bei den Ortschaften wird dann immer auf 70 oder 50 km/h abgebremst. Das ist etwas nervig, aber man kann viel mit Tempomat fahren. Es gibt auch nicht so viel Verkehr, außer in der Nähe größerer Ortschaften. (In Kalmar habe ich auch den ersten schwedischen IKEA gesehen.) Geschwindigkeitskontrollen gibt es viele, aber sie werden vorher angekündigt.
Dann in Oskarshamn ging es wieder auf die Fähre.

[Hafen von Oskarshamn]
Man konnte beim Auslaufen auch die Insel Öland sehen, ganz hinten der Hügel am Horizont.

[Im Hintergrund: die Insel Öland]
Die Überfahrt dauerte drei Stunden. Dann war ich auf Gotland. Warum unbedingt Gotland? Nach so vielen Besuchen bei Störtebeker in Ralswieck musste ich die Chance nutzen, mir Visby nun persönlich anzusehen. Und außerdem ist Visby Weltkulturerbe.

[Hafen von Visby]
Aber Visby war heute noch nicht dran. Erst ging es zur Unterkunft. Diesmal war es eine Hütte mit Meerblick, nur ein paar Windflüchter-Kiefern davor. Anschließend ging es per Fähre auf die Insel Farö, nördlich von Gotland. Sie sind berühmt für die Kalksteinsäulen (Raukar).

[Raukar an der Nordwestküste Farös]
Aber es blieb auch noch Zeit für ein Bad in der Ostsee.

[Sudersand auf Farö]
Und sie haben überall auf der Insel Windmühlen.

[Windmühle]
Und am Abend saß ich auf der Terasse meiner Hütte und habe einfach nur die Ruhe genossen: Die Sonne versinkt langsam im Meer, das Meer rauscht und die Vögel singen. Alle Klischees erfüllt. Jetzt noch ein Schlückchen Wein.

[Sonnenuntergang auf Gotland]



Montag, 11. Juni 2018
Ystad
Heute ging es also los. Mit der Fähre von Saßnitz, vorbei an den Kreidefelsen

[Kreidefelsen auf Rügen]
nach Trelleborg

[Hafen von Trelleborg]
in Schweden.

[schwedische Flagge]
Dann ging es nach Ystad. Warum Ystad? Eine liebe Bekannte hatte mir Kaseberga empfohlen. Da bin ich dann auch gleich erst einmal hingefahren. Es sieht ein bißchen wie das Gegenstück von Thiessow aus,

[Steilufer in Kaseberga]
ist aber vor allem bekannt für "Ales Stenar".

[Ales Stenar]
Hier wurden von den Wikingern 58 Granitblöcke in Schiffsform aufgestellt, eine sogenannte Schiffssetzung.

[Granitstelen in Form eines Schiffes aufgestellt]
Es ist ungefähr 3500 Jahre alt und war wahrscheinlich ein Kalender.
Anschließend ging es dann wieder nach Ystad zurück. Auf der Fähre konnte man kein Geld tauschen, also erst mal einen Geldautomaten suchen und ein bisschen was essen. Dabei habe ich mir die Stadt noch angesehen.

[Kirche von Ystad]
Vor dem Central Hotel fanden (wenn ich richtig übersetze) gerade Dreharbeiten für einen Film statt.

[Filmaufnahmen in Ystad]