Dienstag, 13. Februar 2024
St. Hilarion, Soli, St. Mamas und der Stausee
Heute haben wir den Westen des türkisch-zypriotischen Teils der Insel bereist.
Da die Orte nicht auf der Anfangskarte sind hier eine Übersicht:

Karte
[Heutige Route westlich von Nikosia.]

Als erstes ging es heute hinauf bis auf 600 Meter am Fuße der Kreuzfahrerfestung St. Hillarion, benannt nach einem früher hier lebenden Eremiten. Den Rest bis zum höchsten Punkt auf 732 Meter ging es über Treppen hinauf.

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[Kreuzfahrerfestung St. Hillarion.]

Die Festung diente als kühler Sommersitz der Königsfamile Lusignan. Mit der Erfindung von Schießpulver brauchte man sich zu Verteidigungszwecken nicht mehr hier oben verbarrikadieren und die Festung wurde dem Verfall preisgegeben.

Von ganz oben hatte man auch einen herrlichen Blick bis hinunter nach Kyrenia, wo wir gestern waren.

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[Aussicht von oben auf die Stadt Kyrenia.]

Dann ging es fast an die Grenze zum griechisch-zypriotischen Teil im Westen zur Ruinenstatt Soli. Hier waren Ausgrabungen einer Kirche von vor ca. 1600 Jahren zu besichtigen.


[Statue der Aphrodite.]

Oben im Hang konnte man ein römisches Theater bewundern.

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[Römisches Theater.]

Weiter ging es zur St.-Mamas-Kirche. Der Nationalheilige Mamas wohnte früher in einer Höhle in der Nähe und wollte für seinen Unterschlupf keine Steuern zahlen. Also kam die Gerichtsbarkeit, nahm ihn fest und wollte ihn vor die Obrigkeit bringen. Unterwegs kamen sie an einem Löwen vorbei, der gerade ein Lamm verspeisen wollte. Mamas rette das Lamm, sprach mit dem Löwen und setzte sich sogar auf den Löwen. Als dies dem Statthalter mitgeteilt wurde, entschied dieser, Mamas bräuchte in seinem ganzen Leben keine Steuern mehr zahlen. (Schutzpatron der Steuersünder?)

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[Kirche St. Mamas.]

Das Innere überraschte diesmal, da alles vergoldet war. Der Innenraum beherbergt zudem eine Ikonensammlung.

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[Inneres der St.-Mamas-Kirche.]

Mamas liegt hier im Sarkophag begraben. Aus einer Öffnung tritt Öl aus, welches man sich bei Ohrenleiden auf die Ohren reiben soll.

In einem Heimatmuseum daneben gab es eine Ausstellung zu Funden in der Ruinenstadt Soli.

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[Tongefässe, die bei Ausgrabungen gefunden wurden.]

Selbst ein goldener Lorbeerkranz hat im Erdreich verborgen die Zeit überlebt.

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[Goldener Lorbeerkranz.]

Es ging schon die ganze Zeit durch riesige Plantagen mit Orangen-, Mandarinen-, Zitronen-, Granatapfel- und Olivenbäumen. Bei der für das Mittagessen vorgesehenen Raststätte hat uns ein Besitzer auf seinen leider vor zwei Tagen abgeernteten Orangenhain gehen lassen und wir durften sogar eine Mandarine abpflücken.

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[Mandarinen am Baum.]

Normalerweise werden die Zitrusfrüchte mit Stiel abgeschnitten, die besten werden dann exportiert. Aus denen ohne Stiel wird Saft gemacht. Wir haben riesige Laster vor der Saftfabrik gesehen, die bis oben hin voll mit Orangen beladen waren.

Zum Abschluss der Fahrt hielten wir noch an einem Stausee, der 2014 fertiggestellt wurde.

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[Stausee.]

Zypern hat als Insel ein Trinkwasserproblem. Also wurde im Taurusgebirge in der Türkei ein Stausee gebaut, eine Pipeline durch die 65 km Mittelmeer zwischen der Türkei und Nordzypern verlegt und dann auf zypiotischer Seite ein Stausee gebaut. 75 Millionen Liter Wasser fasst das Staubecken.

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[Schematische Darstellung der Stauseen-Pipeline.]



Montag, 12. Februar 2024
Bellapais und Kyrenia
Heute morgen fuhren wir damit fort, unsere zweite kostenlose Anschlusswoche abzuarbeiten. Gestern der zypriotische Teppichverkäufer, heute früh ein armenischer Juwelier und danach ein türkischer Lederfabrikant, der für alle große Labels produziert.

Dann gab es wieder Geschichte: das Kloster von Bellapais 700 m über dem Meer im Fünffingergebirge mit Blick auf Kyrenia und das Mittelmeer. Die Lusignaner gründeten es 1198.

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[Kloster Bellapais in den Bergen.]

Im 13. Jahrhundert wurde es zum Pilgerziel, da damals ein Fragment des Heiligen Kreuzes hier aufbewahrt wurde.
Seit 1884 ist es eine byzantinische Kirche.

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[Das Innere der Kirche.]

Im ehemaligen Refectorium ist heute ein Konzertsaal mit hervorragender Akustik untergebracht.

Im Innenhof stehen vier riesige Zypressen. Leider sind einige Wände eingefallen, so dass auch der Kreuzgang auf einer Seite jetzt offen ist.

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[Kreuzgang.]

In diesem Ort schrieb der britische Autor Lawrence Durell von 1953 bis 1956 seinen Roman "Bittere Limonen".

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[Blick auf die Fünffingerberge.]

Anschließend haben wir in Kyrenia in der Festung ein altes Schiffswrack von vor 2300 Jahren besichtigen können. Taucher bargen es 1968 mitsamt Amphoren. Es ist das älteste je gefundene griechische Handelsschiff und wurde 389 v. Chr. gebaut.

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[2300 Jahre altes Schiffswrack.]

Die antike Stadt wurde von den Byzantinern nach Vertreibung der Araber 965 mit einer Zitadelle verstärkt. Die Venezianer bauten sie zu einem mächtigen Kastell aus.

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[Die 21 m hohe Seefestung.]

Da die Venezianer von Kyrenia sich den Osmanen 1571 kampflos ergaben, ist die Festung noch so gut erhalten.

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[Das Innere der Festungsanlage.]

Am Hafen wurden die ehemaligen Lagerhäuser für Johannisbrot, welches nach Anatolien verschifft wurde, in Restaurants und Cafés umgebaut und man kann gemütlich schlemmen.

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[Der Hafen.]



Sonntag, 11. Februar 2024
Famagusta
Die Reise begann heute morgen in Famagusta. "Heute Morgen" ist übrigens ernst gemeint, Frühstück 6:45 Uhr, Abfahrt mit Koffern 7:45 Uhr.
Mit dem Bus fuhren wir mit einer Ausnahmegenehmigung für die Touristenbusse in die Freihandelszone des größten Seehafens Zyperns in Famagusta. Ziel war ein hier ansässiger Teppichhändler und es wurden uns Teppiche aus verschiedenen Ländern gezeigt: Türkei, Armenien, Kurdistan, Buchara, Afghanistan, Indien aus Wolle, Baumwolle und Seide. Ziel war natürlich, uns Teppiche zu verkaufen: mehrwertsteuerfrei und zollfrei, Lieferung nach Hause inklusive.

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[Teppichknüpferin am Webstuhl.]

Da wir bei uns in der Volkshochschule einen 10 x 10 cm großen Freester Fischerteppich in acht Stunden geknüpft haben, weiß ich, wieviel Arbeit in einem handgeknüpften Teppich steckt.

Dann haben wir die Altstadt von Famagusta erkundet. Zuerst besuchten wir die zweitgrößte ehemalige Kathedrale Zyperns, die mit Einmarsch der Osmanen in eine Moschee umgewandelt wurde. Daher das Minarett auf der Kathedrale links oben, in der früher die Könige von Jerusalem nach dem dritten Kreuzzug gekrönt wurden.

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[Ehemalige Kathedrale und jetzige Moschee von Famagusta.]

Links steht ein alter Maulbeerbaum, der 1299 vor der Kathedrale gepflanzt wurde.

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[Inneres der Moschee.]

Gegenüber der Kathedrale stand früher der Stadtpalast. Viele ehemalige Gebäude und Kirchen sind heute nur noch Ruinen, da von den Osmanan 1571 aufgegeben.

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[Venezianischer Stadtpalast.]

Am Othelloturm erhielt man einen Eindruck der ehemaligen Stadtbefestigung, für die Leonardo da Vinci die Pläne gezeichnet hat.

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[Stadtbefestigung - Orthelloturm.]

Da Vinci weilte damals auch auf Zypern. Die damals in Zypern üblichen bestickten Tischdecken soll er auch auf den Tisch des Abendmahls in Mailand gemalt haben und Restauratoren des Bildes erkannten dann das Muster dieser Gegend wieder.

Vor dem Othello-Turm die Büste Shakespeares

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[Othello-Turm mit Shakespeare-Büste.]

neben einer Strelitzie.

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[Strelitzienblüte.]

Die Tragödie "Othello", die in fünf Akte unterteilt ist, spielt in Venedig sowie auf Zypern im 16. Jahrhundert.

Dann ging es an die Nordküste Zyperns in unser neues Hotel, von wo aus wir morgen mit der Erkundung des nordwestlichen türkisch-zypriotischen Teils der Insel beginnen.