Luzern
Morgens ging es zum Parkhaus und es war wie ein kleines Nach-Hause-Kommen, als Auto da auf einmal (immer noch) stand. Ich hätte mir in Italien noch eine andere Stadt ansehen können, z.B. Como am Comer See. Aber ich wollte lieber weiter nach Luzern.
Und es war wieder beeindruckend, wie die ersten Berge aus dem Nebel auftauchten, die dann später von Bergen mit weißen Mützen abgelöst wurden. Die Autobahn führt auch direkt an Flüssen und Seen vorbei, eine herrliche Landschaft.
Das Navi hat mich auch durch den Gotthard-Tunnel geleitet. Hier ein Bild von der Südseite vor der Einfahrt in den Tunnel, der Parkplatz "San Gottardo sud". (Hier sind noch alle Verkehrszeichen in italienisch.)

[San Gottardo - wieder die schneebedeckten Gipfel]
Auf der anderen Seite war es leider neblig und nichts zu sehen, daher auch kein Foto vom Parkplatz "Gotthard-Nord". Aber ab hier sind die Verkehrszeichen in Deutsch, z.B. "Ausfahrt".
Leider wurde das Wetter auch in Luzern nicht besser. Aber trotzdem habe ich einen langen Spaziergang gemacht. Zuerst an der Reuss entlang, welche dann in den Vierwaldstätter See mündet.

[Mündung der Reuss in den Vierwaldstätter See]
Dem Verlauf des Seeufers bin ich dann weiter bis zu einer Halbinsel gefolgt, "Triebschen", auf der dieses Haus steht:

[Haus Richard Wagners während seines sechsjährigen Aufenthaltes in Luzern.]
Dort waren Fotos und Sachen von Wagner ausgestellt, aber auch Partituren, die hier vollendet wurden; auch das Papier des Siegfried-Idylls, welches im Treppenhaus dieses Hauses 1870 zum ersten Mal erklang.
Eine besondere Überraschung war im oberen Geschoß eine Sonderausstellung zu einem Comic über Wagner. Sie haben dort die Macher zu Wort kommen lassen und auch den Entstehungsprozeß dokumentiert. Der Comic heißt "Wagner" und ist von Andreas Völlinger und Flavia Scuderi, beide aus Berlin.
Dann ging es wieder zur Stadt zurück.

[Luzern am Abend]
Dort bin ich über die Kapellbrücke gelaufen. Unter dem Dach sind dreieckige Tafeln aufgehängt mit den verschiedenen Stationen der Schweitzer Geschichte.

[Kapellbrücke aus dem 14. Jhh.]
Der Turm neben der Brücke ist der Wasserturm und diente unter anderem als Schatzkammer und Gefängnis.
Abendessen gab es in diesem Restaurant, welches urgemütlich ist.

[Restaurant Krienbrücke]
Es war gut, dass ich mehr Zeit für Luzern hatte. Denn es konnte keinen größeren Unterschied zu gestern geben: Mailand war hektisch, italienisch laut, jeder muss im Verkehr und auch sonst der Erste sein.
Luzern ist gemütlich (die Sprache ist ja schon so niedlich), schwyzerdütsch wird eher langsamer gesprochen, und es ist Platz für alle da, schön nacheinander. Vor allem Auto fahren ist hier deutlich entspannter (das wird sich dann in Deutschland wieder ändern).
sonfi am 16. November 18
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Mailand (3)
Für heute stand der Mailänder Dom auf dem Plan. Ein Ticket für Dom und Dachterasse (danke für den Tipp) hatte ich schon online gebucht. Der Dom ist riesig. Aber große Teile sind auch abgesperrt und man darf dort nicht hin (und fotografieren). Daher habe ich aus dem Dom nur das Foto der Madonnina. Das ist eine Nachbildung der Figur, welche oben auf dem Dom steht.

[Nachbildung der Madonnina im Dom]
Dann ging es über eine Treppe hinauf auf die Dachterasse des Doms. Leider konnte man die Berge am Horizont wegen der schlechten Sicht nicht sehen (aber zumindest hat es auch heute nicht geregnet). "Die Dachterasse ist wie ein steinerner Garten", hat Hermann Hesse gesagt. Und so sieht es dort oben auch aus:

[Dachterasse des Domes]
Und dort sieht man auch die richtige Madonnina auf der höchsten Kuppel des Domes.

[Kuppelfigur]
Interessant ist hier, dass durch die goldbelegten Kupferplatten immer die Blitze angezogen werden. Dadurch wird die Figur mit der Zeit schwarz und muss alle 30-40 Jahre neu mit Blattgold belegt werden.
Dann ging es zum Leonardo-Museum, was eigentlich ein großes Wissenschaftsmuseum ist. Aber natürlich waren hier auch Nachbauten von den Zeichnungen Leonardo da Vinci´s ausgestellt. Hier der berühmte Taucheranzug:

[Leonardos Taucheranzug. Vorne als kleines Modell eine Apparatur, mit der man über Wasser gehen könnte.]
Aber es gab dort auch noch andere Sachen zu bestaunen: ein elektrischer Generator von 1800; alte Alfa Romeos; das Teleskop, mit dem von Schiaparelli der Mars erkundet wurde; ein Stück Mondstein; der magnetische Detektor von Markoni; und ein Dynamo von Edison.
Danach ging es zur nahe gelegenen Kirche St. Ambrogio. Dies war ein Tipp eines italienischen Kollegen. Dies ist die Kirche der Mailänder, in der man taufen läßt und heiratet.

[St. Ambrogio]
Teile der Kirche sind noch aus dem 4.Jhh. Hier sind auch die Gebeine des Bischofs von damals, Ambrosius, in einem gläsernen Sakopharg zusammen mit denen von zwei Märtyrern aus der damaligen Zeit ausgestellt. Über den Gebeinen befindet sich der Altar.

[Altar über der Gruft des heiligen Ambrosius]
Nach einer kleinen Stärkung in der Nähe mit Pizza, kleinem Kuchen und Espresso ging es zurück in meinen Stadtteil, zur Pinacoteca di Brera.

[eines der vielen Bilder in der Pinacoteca, diesmal das Abendmahl von einem anderen Künstler]
Und dann gab es heute abend in der Scala die Uraufführung des neuesten Werkes von G. Kurtag "Fin de Partie".

[Plakat der Uraufführung]
Leider ist der Meister selbst nicht mehr auf die Bühne gekommen, schade.
Morgen geht es dann wieder in Richtung "zu Hause", erst einmal jedenfalls bis Luzern.
sonfi am 15. November 18
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Mailand (2)
Der heutige Tag stand ganz unter dem Motto Kunst. Er begann im Scala-Museum. Von einer Loge aus konnte man sogar in den Zuschauerraum blicken.

[Blick auf die Bühne und in den Zuschauerraum]
Ansonsten gab es ganz viel zur Scala zu sehen und auch zu hören: Ganz viel von Italienern mit "i": Puccini, Rossini, Toscanini, ...
Dann habe ich mich langsam zur Kirche Santa Maria delle Grazie vorgearbeitet.

[St. Maria delle Grazie]
Im Refektorium des angeschlossenen Dominikanerklosters hängt das berühmteste Wandbild der Welt (ist auch Weltkulturerbe): "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci. Eine Führung musste man schon im Voraus buchen (danke für den Tipp). Dafür gab es aber auch eine zweistündige Führung bis ins "Castello Sforcesco".
Das "Abendmahl" selbst darf man wegen der Empfindlichkeit nicht fotografieren, daher hier ein Foto von dem Bild der Webcam.

[Das letzte Abendahl von Leonardo da Vinci]
Auch die Anzahl der Besucher pro Tag ist begrenzt. Leonardo, ganz Erfinder, wollte hier eine neue Maltechnik probieren. Der Nachteil bei normalen Wandfresken ist, dass sie innerhalb von 24 Stunden trocknen und sich dann nicht mehr verändern lassen. Daher probierte Leonardo etwas Neues aus: Malerei wie auf Holzuntergrund. Leider ist dieser Versuch schief gegangen. (Er war halt Forscher.) Daher ist das Bild sehr anfällig gegenüber Feuchtigkeit und Schmutz aller Art. Und um das Bild zu sehen, muss man richtig durch eine Schleuse, damit man "clean" ist.
Aber trotzdem ist dieses Bild eines der ausdrucksvollsten, die ich bisher gesehen habe und alle Mal die Mühen hier in Mailand wert (selbst ohne Scala-Besuch).
Dann ging es mit der Führung weiter zu einer kleinen Kirche. Auf dem Hinweg lief ich daran vorbei, wäre aber nicht auf die Idee gekommen, dass sich dort dieses Kleinod verstecken könnte. Es ist der Konvent St. Maurizio. Dadurch, dass hier alle zweit- (dritt-, viert-) geborenen Töchter der einflussreichsten Mailänder Famlien über die Jahrhunderte abgeliefert wurden, hatte die Kirche Geldmittel für die besten Künstler ihrer Zeit. Und als Renaissance-Kiche ist sie überall bemalt. Da es ein Frauenkloster war, gibt es in der Mitte eine mit hervorragenden Arbeiten bemalte Trennwand zwischen normalem Volk und den Nonnen. Hier ein Deckenbild an der Zwischenwand.

[Bild in St. Maurizio]
Weiter ging es zum Castello Sforcesco.

[Castello Sforcesco]
Das Wappen ist überall zu sehen. Und das Wappen ist auch der rechte Teil des Logos von Alfa Romeo, welcher früher in Mailand hergestellt wurde: eine Schlange, die ein Kind frisst.
Hier im Castello ist ein Werk des anderen großen Künstlers der Renaissance zu bewundern: die letzte unvollendete Statue von Michelangelo: die Mutter Maria, die ihren Sohn vom Kreuz abnimmt.

[letztes unvollendetes Werk von Michelangelo]
Leider hat er nur vier Tage an dem Werk gearbeitet und er hat noch nicht geschafft, viel auszuarbeiten. Aber das, was zu sehen ist, läßt schon die große künstlerische Genialität erkennen.

[Großaufnahme der Köpfe]
Dann war die Führung beendet und ich bin noch einmal zum Dom gegangen.

[Mailänder Dom]
Und weiter die große Einkaufsstrasse entlang zum "Shopping gucken". Viele große Modelabels haben hier große Kaufhäuser (viele Labels habe ich auch noch nie gehört). Aber in einen Laden habe ich hinein geschaut: im LEGO-Schaufenster war der Mailänder Dom in Nachbildung mit LEGO-Steinen zu sehen. Das hat mich natürlich an unser LEGO-Laser-Labyrinth erinnert, welches wir gerade für Schulklassen aufbauen.

[Mailänder Dom im Nachbau mit LEGO-Steinen]
Überall in Mailand sieht man alte Straßenbahnen, quer durch die Jahrzehnte, es ist immer wieder interessant, was für eine Bahn gerade angefahren kommt.

[Straßenbahnen in Mailand]
Nach einer Pause mit gerösteten Kastanien ging es nach dem Umziehen weiter zur Scala. Für heute stand "Elektra" von Richard Strauss auf dem Programm. Es war eine Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsoper, daher kannte ich sogar einige der Sängerinnen und Sänger aus anderen Opern.
Also, auch wenn der Start hier in Mailand nicht der Beste war: langsam fange ich an, die Stadt zu mögen.
sonfi am 15. November 18
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