Donnerstag, 27. Juli 2017
Cancale
Dies ist also der erste Ort in der Bretagne. Im Reiseführer stand, dass es hier die besten Austern gibt. Ich hatte vorher noch nie welche gegessen. Deshalb hier die Übernachtung, damit ich heute Abend die Austern probieren konnte.
Im Reiseführer stand auch, dass man nicht in ein Restaurant gehen muss, sondern sie ganz einfach auf dem Austernmarkt essen soll. Er ist am Hafen gleich neben den Austernbänken. Und hier soll es die besten Austern geben.

[Austernbänke]
Dort sitzt man dann auf der Kaimauer oder einer Bank und läßt sie sich schmecken.

Das musste ich natürlich auch ausprobieren. Glücklicherweise hatte auch gerade noch ein Stand auf.

[Austernstand]
Die Klassifizierung in Nummern ist keine Qualitätseinteilung, sondern einfach eine Größeneinteilung. Ich habe die größten probiert - wenn schon, denn schon (Nr. 1).

Die Austernzüchterin hat sie mir auch geöffnet.

[Austern öffnen]
Und mir freundlicherweise erklärt, wie ich sie zu essen habe:
1. Deckel ab.
2. Salzwasser abkippen.
3. Zitrone drauf.
4. Mit einer Gabel das Fleisch ablösen.
5. Essen.
6. Sud austrinken.
7. Das Stück, an dem die Auster festgewachsen war, irgendwie abkratzen und essen. Soll das Beste an der Auster sein.

Und das tat ich dann.

[Austern]
Unten die sind schon leer. Die oben rechts ist offen mit Auster. Die oben links ist noch mit Deckel.

Und ja, ich mag Austern. Ich hatte mir das Ganze glibbriger vorgestellt. Ist es gar nicht. Schmeckt.

Und dann unter freiem Himmel mit Blick auf Mont St-Michel (zwar schon etwas klein, aber er war gut zu sehen).

[Blick zum Mont St-Michel]
Als Nachtisch gab es noch ein bretonisches Bier.



Mont St-Michel
Hier nun die letzte Station in der Normandie, der berühmte Kirchenfelsen im Watt.

[Mont St-Michel]
Man hat ihn schon von weitem gesehen als man darauf zu gefahren ist. Wenn man ihm dann entgegenläuft, ist es einfach ein toller Anblick. Natürlich war wieder Ebbe. Leider kann man nicht einfach so auf das Watt, da es hier Treibsand gibt, man darf nur mit einer Führung gehen.
Aber die Kirche durfte man besichtigen und es begann auch gerade eine deutsche Führung. Die Kirche wurde 708 errichtet. Mit der französischen Revolution wurden die Benediktinermönche vertrieben und nun gehört sie dem Staat. Heute steht es auf der Liste des Weltkulturerbes.

Auch gab es noch einige Mauergäste.

Man musste schon aufpassen, weil sie überall ihre Verdauungsreste fallen ließen.



Bayeux
Die nächste Station war Bayeux. Den Tipp hatte ich von einer lieben Bekannten bekommen.
Hier ist der 70 Meter lange und 1000 Jahre alte Wandbehang ausgestellt, auf den die Geschichte von Wilhelm dem Eroberer gestickt wurde. Er wurde auch in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Er wurde früher jedes Jahr für 2 Wochen in der Kathedrale ausgestellt, damit die normale Bevölkerung, welche nicht lesen und schreiben konnte, die Geschichte auch mitkriegt (heute würde man dazu PR-Aktion sagen).

[Tappisserie de Bayeux]
Leider durfte man nicht fotografieren, deswegen hier ein Foto von einer Postkarte.


[Kathedrale von Bayeux]
Hier die Kathedrale, deren Ursprünge ins 4. Jahrhundert zurück reichen.



Arromanches
Gleich früh ging es nach Arromanches. Dort steht das Museum zu den Landungstruppen am D-Day. Hier ist der Gold-Beach, an dem die englischen Verbände am 06. Juni 1944 landeten (an Omaha-Beach und Utah-Beach die Amis). Hier wurden drei Landungsbrücken ins Wasser gebaut, damit die alliierten Truppen Mannschaften, Fahrzeuge, Panzer und Ausrüstung an Land bringen konnten. Reste davon sieht man noch im Vordergrund.

[Gold-Beach]
Im Meer wurden große Stahlkisten versenkt, um einen künstlichen Hafen anzulegen. Man sieht sie etwas weiter draußen im Meer.

Direkt am Strand gibt es auch ein Museum. Dort geht es vor allem um die Landungsbrücken. Als Deutsche hat man aber gleich wieder eine Sonderstellung. Aber unsere Vorväter haben nunmal den Krieg angefangen. Und gerade an dieser Stelle färbte sich das Wasser rot vom Blut. Als Europäer von heute müssen wir eben alles dafür tun, dass so ein Wahnsinn nie wieder passiert.



Mittwoch, 26. Juli 2017
Port-en-Bessin
Am späten Nachmittag bin ich an der normannischen Küste angekommen. Hier landeten 1944 die alliierten Truppen, Davon morgen mehr.

Als ich an den Hafen kam, war allerdings kein Wasser da.

[Hafen bei Ebbe]
Aber sofort liefen ganz viele Leute los, um dem Meer Eßbares abzuringen.

[Ebbe]
Manche fischten auch im Trüben nach kleinen Fischen.

[Fischer]

Da lag es natürlich nahe, die Meeresfrüchte gleich mal zu probieren, was für ein köstlicher Start in Frankreich.

[Miesmuscheln in Weissweinsauce]
Da es keinen Wein der Region im Angebot gab, habe ich dazu Cidre getrunken, die Region hier heißt Calvados. Sie kochen auch ganz viel mit Äpfeln.

Nach dem Essen kam dann auch das Wasser wieder zurück. Es ist erstaunlich, wie schnell das geht.

[Sonnenuntergang mit Wasser]



Giverny
Kurz hinter Aachen war schon die belgische Grenze. Nach zwei Stunden war ich durch Belgien durch. Angehalten habe ich für eine Mittagspause erst in Giverny.

Warum hier? Hier lebte einer meiner Lieblingsmaler und an seinem Seerosenteich, den er so oft gemalt hat, hatte ich meine Pause.

[teich]

Man konnte auch sein Haus besichtigen, in dem noch viele Bilder von ihm hingen.
Aber was mich erstaunte, auch ganz viele japanische Bilder von Hiroshige und Hokusai waren zu sehen.



Montag, 24. Juli 2017
Karl der Große
Seinetwegen habe ich in Aachen angehalten.
Diese Stadt hat er zu seiner Hauptstadt gemacht. In den letzten Jahren, als er nicht mehr reisen konnte, hat er von hier aus das Frankenreich regiert.

Aachen ist eigentlich Bad Aachen (sie lassen das Bad aber weg, um im Städteverzeichnis von Deutschland ganz vorne stehen zu können), wegen seiner heißen Heilquellen, die heißeste 72 Grad Celsius. Das Wasser kann man trinken, ist aber viel Schwefel dabei. Am Brunnen steht, dass es kein Trinkwasser ist. Da es so mineralhaltig ist, fällt es nicht unter die Trinkwasserverodnung, sondern unter die Arzneimittelverordnung. Da wiehert doch wieder der Amtsschimmel.

Nun aber zum Aachener Dom.

[Aachener Dom]
Wenn man ihn sich ansieht, ist es ein Sammelsurium fast aller Baustile zwischen 803 und heute. Die erste Kirche ist der runde Teil unter der "Pickelhaube" mit achteckiger Grundfläche. Nach und nach hat man Gebäudeteile hinzugefügt, wenn man z.B. eine neue Kapelle brauchte. Daher der Baustilmix.
Der Aachener Dom ist übrigens das erste deutsche Weltkulturerbe gewesen, dass in die Liste aufgenommen wurde.

Hier steht auch der Thron von Karl dem Großen.

[Kaiserthron]
Noch bis 600 Jahre nach ihm wurden hier die deutschen Könige gekrönt.
Er soll aus Grabplatten aus dem Felsendom in Jerusalem zusammengefügt sein, also könnte schon Jesus darüber gelaufen sein. Daher die eher unscheinbare Form, nichts Pompöses.

Gegründet wurde der Dom von Karl dem Großen als Marienkirche. Als Geschenke aus aller Welt hat Karl ganz viele Reliquien (den Gürtel von Christus, den Gürtel von Maria, ein Stück von der Geißel) und viele kostbare Marienstatuen erhalten. Ganz wichtig ist der Marienschrein.

[Marienschrein]
Dieser Schrein enthält das Gewand von Maria, welches sie trug, als sie Jesus säugte (Untersuchungen ergaben, dass es aus dem vierten Jahrhundert nach Christi ist), eine Windel Jesus´, das Lendentuch Christi und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Sie sind im Schrein sicher weggeschlossen und werden nur alle sieben Jahre gezeigt. Dann pilgern die Gläubigen auf der sogenannten Heiligtumsfahrt hierher nach Aachen. Die nächste ist 2021.

Karl der Große ist in der Marienkirche begraben worden. Zu seiner Heiligsprechung, veranlaßt durch Friedrich Barbarossa, hat man seine Gebeine in einen Schrein gelegt (na ja, nicht alle, ein paar wurden in Reliquiare gesteckt: das Kopfreliquiar, das Handreliquiar, ...). Dieser ist nun zusammen mit dem Marienschrein zu besichtigen. Barbarossa hat auch den Kerzenleutchter gestiftet, der heute noch zu hohen Kirchenfesten entzündet wird, z.B. Ostern, Weihnachten, Bischoffsweihe.

Die Kette, an der er hängt, ist interessant. Die Kettenglieder sind so gearbeitet, dass sie von unten gleich groß aussehen. Jedes ist also etwas größer als das darunter hängende, und das auf 26 Metern.

Aber Aachen ist natürlich auch noch für seine Printen bekannt. Sie werden aus folgenden Zutaten hergestellt:

[Printenzutaten]
Hier konnte man auch einmal Printen von kleinen Bäckern probieren. Die schmecken noch viel besser als die, die bei uns im Norden ankommen. Und wenn es schon um´s Hüftgold geht: es gibt hier Fabrikverkauf der Lebkuchenfirma Lambertz, der Schokoladenfirma Lindt (in Aachen werden alle Hohlkörper für Lindt hergestellt, also auch alles mit roter Schleife mit Glöckchen) und der Keksfirma Bahlsen. Ein bisschen Reiseproviant habe ich mir natürlich geholt.

Morgen geht es weiter, in die Normandie.